Freitag, 01. Juni
Wir haben das Wohnmobil bereits gestern Abend während eines Gewittersturmes bepackt und aufgrund der organisierten Vorbereitungen ist es deshalb auch nicht zeitaufwändiger wie für einen normalen Urlaub. Da mir klar war das wir viel Stauraum benötigen, haben wir im Vorfeld immer wieder kleine Sortier- und Ausräumaktionen gestartet. So habe ich heute nur noch den Kühlschrank zu füllen, das Reiseproviant und die Wertsachen einzupacken. Keine Ahnung wieso und normalerweise kenne ich das nicht von mir, aber irgendwie habe ich es auf einmal gar nicht mehr so eilig von zu Hause wegzukommen. Fast werde ich sogar ein wenig wehmütig. Als Achim vom arbeiten kommt merke ich, das es ihm genauso geht. Wir haben zuhause einen wunderschönen Garten. Eine richtige Oase mit einem großen Teich und einer herrlichen Terrasse. Wenn wir im Sommer (mal ;-) ) zuhause sind, dann ist der Garten unser zweites Wohnzimmer. Wir haben sehr oft Gäste und lieben es zu feiern. Zwei Monate ohne? Ob das geht... ? Oder ist es der Respekt vor unserem Tripp? Wir haben für unsere Mamas sehr große Skandinavienlandkarten gekauft. Sie wollen die Reiseroute darauf einzeichnen und unsere Standorte festhalten. Beim Anblick der Karte wurde uns erstmals die Dimension unseres Vorhabens bewusst. So trödeln wir für unsere Verhältnisse ungewöhnlich lange zuhause rum bevor wir losfahren. Als wir im Wohnmobil sitzen können wir es kaum glauben. Zwei, ZWEI, 2! Monate Urlaub....unfucking fassbar. Los gehts. Jetzt bremst uns nichts mehr. Es ist Freitagnachmittag und wir entschließen uns bis Karlsruhe über die französische Autobahn auszuweichen, da auf deutscher Seite mit Staus zu rechnen ist. Es ist viel los, aber wir kommen bis auf wenige Stauungen gut vorwärts. Unsere Fähre legt erst morgen Abend um 22 Uhr in Trelleborg ab, also müssen wir nicht wirklich Kilometer machen. Achim hat nach knappen 400 km keine Lust mehr weiterzufahren und wir fahren in Alsfeld ab. Witzigerweise finden wir hier gleich kurz nach der Ausfahrt einen offiziellen Stellplatz und bezahlen 5 Euro für die Nacht. Wir laufen mit den Hunden eine schöne Abendrunde und überlegen uns noch in die schöne Altstadt aufzumachen. Irgendwie ist uns beiden nicht danach und wir bleiben bei unserem mobilen Zuhause.
Samstag, 02. Juni
wir wachen beizeiten auf und frühstücken gemütlich draußen auf einer Holzgarnitur. Anschließend machen wir uns auf die Weiterreise. Im weiteren Verlauf unserer Fahrt stellen wir fest, das sich das Baustellennetz durch ganz Deutschland zu ziehen scheint. Unterwegs halten wir für eine kurze Kaffeepause an. Da wir sonst immer in den Süden reisen kann ich nur immer wieder anmerken, das ich so froh bin mein eigenes Klo mitzufahren. In Deutschland auf eine Autobahntoilette gehen? Geht gar nicht!!! Also weiter auf die Autobahn. Wir erreichen Travemünde nach weiteren 460 Kilometern am frühen Nachmittag. Wir stellen uns auf einen großen Parkplatz am Stadtrand und wollen die schöne Hafenstadt besichtigen. Achim kauft noch eine Jogginghose. Entweder hat er seine vergessen, oder er findet sie in seinen Stapeln nicht. Ich leiste mir noch eine schöne Regenjacke, da ich meine wiederum zuhause nicht mehr gefunden habe. Wir setzen uns in eine kleine Bar direkt am Hafen und trinken ein letztes Bierchen in Deutschland. Die skandinavischen Preise dafür eilen ihrem Ruf voraus. Anschließend gehen wir zurück zum Parkplatz und überdenken unsere ersten Etappen in Schweden. Gegen 20 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Fährhafen. Wir müssen zum Skandinavienkai, doch die Abfahrt ist wegen einer Riesenbaustelle gesperrt und wir drehen eine Ehrenrunde, weil wir die Umleitungsbeschilderung der nächsten Ausfahrt übersehen haben. Die Ausweichstrecke ist jedoch hoffnungslos überlastet. In der Hauptsaison wird's bestimmt für den ein oder anderen Reisenden spannend. Unsere Verschiffung verläuft für unsere gewohnten Reiseverhältnisse extrem easy. Achim muss weder rückwärts die Rampe hoch, noch muss er im Schiff wenden. Wir fahren eine bequeme Auffahrtsrampe hoch und können vorwärts stehen bleiben. Die Fähre legt ungefähr 1 Stunde verspätet ab und wird scheinbar trotzdem pünktlich anderntags um 7 Uhr in Trelleborg sein. Wir haben eine Aussenkabine, Haustiere erlaubt, gebucht und stellen fest, das auch diese im Verhältnis zu den südlichen Fährgesellschaften mehr Charme ausstrahlt. Auch das Hundeklo ist schnell gefunden und wird in Betrieb genommen. Es ist spät, deshalb Gute Nacht.
Sonntag, 03.06.
Hej Hej aus Schweden. Wir stellen den Wecker damit wir nicht verschlafen, falls wir wider unserer Erwartung doch pünktlich einlaufen sollten. Denn auch hier haben unsere bisherigen Erfahrungen gezeigt, das wir immer Verspätung haben. Entweder beim Einlaufen oder bei der Ausfahrt der Fähre. Völlig unvorbereitet müssen wir uns sogar sputen, denn die Durchsage das die Autodecks geöffnet seien kommt noch bevor wir unsere Siebensachen zusammengepackt haben. Dann geht alles fix. Wir sind bereits eingelaufen und wir fahren schon kurz nach 7 Uhr erstmals in unserer Reisekarriere auf schwedischem Boden aus dem beschaulichen, ruhigen Trelleborg raus. Schweden heißt uns von seiner schönsten Seite willkommen. Ich öffne das Fenster und und habe das Gefühl im warmen Süden zu sein.
Käsaberga - Ales Stenar
Unser erstes Ziel ist Käsaberga, etwa 60 Kilometer von Trelleborg in östliche Richtung. Wir fahren durch eine wunderschöne Landschaft, vorbei an malerischen kleinen Häusern und grünen, freundlich wirkenden Wäldern. Was für ein schönes erstes Bild. In Käsaberga fahren wir auf den Parkplatz und machen die kurze Wanderung zum Ales stenar. Auf einem der grünen Hügel oberhalb der Steilküste finden wir dann die Miniaturausführung von Stonehenge. Denn wie wird ein berühmter Wikingerfürst begraben? Natürlich in und mitsamt seinem Schiff. Damit das Grab für die Nachwelt auch Jahrhunderte später noch zu sehen ist, haben es seine Mannen aus 58 Findlingen nachgebildet. Ales stenar: das Grab des Wikingerfürsten Ales. Da wir sehr früh oben sind, haben wir die Stätte ganz für uns alleine, genießen die himmlische Ruhe und die malerische Schönheit der atemberaubenden Landschaft mit klarer weiter Sicht übers Meer. Bereits jetzt schwitzen wir ordentlich. Anschließend machen wir uns an den Abstieg und gehen vorher noch in eine kleine Bucht um die Hunde baden zu lassen. Gefrühstückt haben wir auch noch nicht und so essen wir bei einer kleinen Strandbar ein Fischbrötchen. Als wir zum Wommel zurücklaufen fällt mir erstmals auf, das fast sämtlicher Rasen von der Sonne ausgedörrt ist. Und das bereits Anfang Juni und in Schweden. Wir erfahren später, daß dieses herrlich heiße Wetter bereits seit 5 Wochen anhält. Unglaublich.
Weiter gehts nach Nogersund, eine kleine malerische Hafenstadt etwa 130 km von Karlsbergs. Hier machen wir im Hafen eine gemütliche Kaffeepause und lassen auch hier die schöne Aussicht auf die Schärenlandschaft Südschwedens auf uns wirken. Weiter hinten auf dem Parkplatz ist ein gebührenpflichtiger Wohnmobilstellplatz. Bereits jetzt sind wir völlig relaxed und angekommen. Es ist alles so ruhig und nichts von der deutschen Hektik ist spürbar. Auch nicht auf den Straßen. Achim hat damit Mühe, denn er wird schnell müde und ich fahre die nächste Etappe weiter. Insgesamt sind die Straßen sehr gut ausgebaut und wir kommen gut voran. Es ist alles gerade und sehr übersichtlich, soo ist das Autofahren auf dieser ersten Etappe nicht wirklich eine Herausforderung.
Weiter gehts in Richtung der barocken Schärenstadt Karlskrona, unserem letzten Etappenziel für heute. Auch die letzten 90 km unserer Fahrt fahre ich, da der Kaffee bei Achim die gewünschte Wirkung leider verfehlt hat. Wir stellen uns zuerst auf einen Parkplatz am Hafen. Es gibt mehrere, darunter auch einen offiziellen Wohmo Stellplatz. Leider aber kein Grün für die Hunde in Sicht und so fahren wir weiter auf den Campinglatz Dragsö, weil wir keine Lust mehr haben nach einem Freistehplatz zu suchen. Der Camping hat ausser dem ganzen Bimbamborium welches wir eh nicht brauchen vor allem eines: eine wundervolle Ruhe weil wir direkt an der Seefront stehen und einen herrlichen Blick auf die Schärenlandschaft. Also Schleppi raus, Füße hoch und ich mache mich erstmals an schreiben.
Abends fahren wir mit den Rädern über die vielen Brücken in die Stadt. Es ist bereits nach 20 Uhr und somit ist es auch sehr ruhig. Karlskrona hat eine schöne Fußgängerzone und wer gerne bummelt wird hier bestimmt fündig. Wir wollen noch was trinken gehen und fahren nach Gehör. Irgendwo höre ich Musik und will sehen wo sie herkommt. Und siehe da, sie kommt aus dem Außenbereich einer Bar. Ein DJ legt auf und Karlskronas Jungvolk fletzt in den Sesseln. Wir heben das Durchschnittsalter erheblich an und ich kann mir vorstellen, das die beiden Jungs wahrscheinlich eher auf jüngere weibliche Tischgesellschaft gehofft haben. Für heute haben wir genug zu verarbeiten und wir machen uns auf den Rückweg. Der Abendhimmel glüht wunderschön. Gott Nett!
Montag, 04. Juni
Es ist zwar sehr ruhig hier, aber auch bereits sehr warm und so werden wir von der Morgensonne geweckt. Nach dem Frühstück packen wir zusammen und fahren nach Kalmar weiter. Dort verbindet eine Brücke die Insel Öland mit dem Festland. Ungefähr 5 Minuten dauert die Überfahrt, dann sind wir auf Schwedens Ferieninsel. Hier urlaubt der Schwede selbst sehr gerne im eigenen oder im gemieteten Häuschen. Es zeigt sich das typische Postkartenbild Schwedens. Lauter bunte kleine Feriendomizile, die um diese Jahreszeit noch fast alle unbewohnt sind. Unser Ziel ist ein kleiner Hafen auf der Ostseite der Insel in Köpingsvik wo wir uns auf das Rasengelände dahinter stellen und freiem Blick auf die ruhige Ostsee haben. Weiter als die 145 km fahren wir heute nicht mehr, denn wir wollen eine Nacht auf Öland bleiben. Auf dem Hafengelände hat es ein Fischrestaurant mit Fischverkauf und wir decken uns fürs Abendessen ein. Wir laufen eine große Hunderunde und verbringen den weiteren Tag am Platz. Abends haben wir eine unglaublich schöne Abendstimmung und gehen spät noch für eine letzte Runde spazieren. Die Hunde sind allerdings platt und wir lassen sie in Ruhe schlafen. Etwas Sorge macht uns außerdem Queenies Ohr. Sie hat vor der Reise eine Entzündung im Ohr, die ich noch nicht einmal bemerkt habe und normalerweise fällt mir sofort auf, wenn mit meinen Hunden etwas nicht in Ordnung ist. Als ich sie vor zwei Wochen zuhause am Ohr gekrault habe merkte ich eine leichte Schwellung am Ohr und hatte sofort den Verdacht eines Blutohrs. Anderntags bin ich mit ihr zur Tierärztin und ging beruhigt und im festen Glauben daran, das sich das Hämatom in diesem frühen Stadium selbst resorbiert. Punktieren birgt das Risiko einer Infektion und eine aufwändige Operation bei der das Ohr geöffnet und vernäht wird auch keine schnellere Heilung, als wenn das Ohr von selbst ausheilt. Wir waren bis kurz vor der Reise noch zwei Mal zur Kontrolle. Die Schwellung war leider nicht weg, ist aber auch nicht mehr geworden. Jetzt nach zwei Wochen ist immer noch keine Besserung in Sicht und ich will es gerne nochmals abklären lassen. Aus diesem Grund haben wir heute in Kalmar für morgen einen Termin in einer Tierklinik vereinbart. Wir sind gespannt.
Dienstag, 05. Juni
Heute Morgen ist es erstmals sehr windig und wir frühstücken im Wohnmobil. Anschließend machen wir uns auf den Rückweg auf das Festland nach Kalmar zur Tierklinik. Auch hier ist die Ärztin der Meinung, das wir das Ohrhämatom selbst abheilen lassen sollen und so ziehen wir weiter, in der Hoffnung das alles gut geht. Ich gebe zu, wenns meinen Kindern, egal ob dem Zweibeiner oder den Vierbeinern nicht gut geht, leide ich meist mehr. Wir werden sehen wie es sich entwickelt. Jetzt steht uns aber erstmal ein Highlight bevor. Ich bin ein unglaublicher Astrid Lindgren Fan und nur zu gerne erinnere ich mich an die Samstagnachmittage wo unsere ganze Familie Pippi Langstrumpf und Michel aus Lönneberga geschaut haben. Was haben wir gelacht und die Fantasie von Astrid Lindgren bewundert. Also auf nach Kattult, zum Hof von Michel aus Lönneberga. Auf der Fahrt nach Kattult wechselt sich das Landschaftsbild und wir sehen nur noch Bäume. Wir sind in Schwedens weiter Waldlandschaft angekommen. Den vielen Hinweisen auf Wildwechsel sind berechtigt, den das erste Reh kreuzt auch schon die Straße. Den Parkplatz vor dem Hof finden wir problemlos und wir marschieren den kurzen Weg dahin mit den Hunden. Der Hof scheint verlassen. Nichts desto trotz entrichten wir den Obolus an der Kasse und besichtigen das Gelände. Genau wie in den lustigen Filmen ist dieser Hof auch heute noch erhalten. Michels Elternhaus, nebenan die Fahnenstange an der Michel seine Schwester Lina hochgezogen hat und der legendäre Schuppen in dem er die Holzfiguren geschnitzt hat. Beim Fotografieren hören wir ein Auto kommen. Es hält genau vor dem Hof. Der Hof wird heute privat betrieben, das habe ich gelesen. Die Familie war scheinbar einkaufen und ist gerade zurückgekommen. Fast fühlen wir uns wie Eindringlinge. Das Mädchen der Familie rennt jedoch geschwind ins Haus um tadaaaaaa: das Schloss zu Michels Holzhütte zu öffnen. Wie schön, wir sehen die geschnitzten Figuren in Reih und Glied auf den Regalen und das Handwerkszeug dazu. Wir haben viel Freude und schwelgen in Kindheitserinnerungen.
Bevor es nach Stockholm geht wollen wir am Götakanal übernachten und so cruisen wir weiter bis kurz nach Linköping. In Norsholm fahren wir zu einem Kaffeehaus zu übernachten. Wir kommen nach 20 Uhr an und haben Hunger auf frisches Grünfutter. Nach dem selbstgemachten Salat laufen wir noch eine Runde. Wir haben eine tolle Abendstimmung und eine fantastische Aussicht auf den Götakanal. Wir sind platt für heute und laut meiner Planung bereits einen Tag früher in Stockholm. Kein Problem, denn ich habe via e-mail die Reservation auf dem Stadtcamping auf der Fahrt nach Anfrage bereits bestätigt einen Tag vordatiert.
Mittwoch, 06. Juni
Besuch in Stockholm
Heute haben wir eine kurze Etappe zu fahren, denn es sind nur 170km in die Landeshauptstadt. Stockholm heißt übersetzt Baumstamm-Insel (Stock = Stamm, Holm = Insel). Wasser, Inseln und Brücken sind es, die das Bild der Stadt prägen. Über nicht weniger als 14 Inseln erstreckt sich Stockholm zwischenzeitlich und wird aus gutem Grund "Die Schöne am Wasser" oder das "Venedig des Nordens" genannt. Unser Ziel ist der Stadtcamping Langholmen Hubilscamping und auch er liegt direkt unter einer der großen Brücken der Stadt. Der Stellplatz ist ungefähr 3 km von der Gamla Stan, der Altstadt entfernt und lässt sich problemlos mit dem Fahrrad anfahren. Es ist unbedingt empfehlenswert diesen zu reservieren, denn er füllt sich täglich bis auf den letzten Platz. Nachdem wir die Fahrräder abgeladen haben laufen wir noch eine Runde mit den Hunden. Direkt vom Stellplatz geht es in eine riesige Parkanlage die immer wieder Zugang zum Wasser hat. Für Hundebesitzer also ideal. Wir machen uns gleich auf in die Stadt. Das Fahrrad ist das ideale Fortbewegungsmittel um die Stadt zu entdecken, so ein bisschen erinnert mich Stockholm an Freiburg, die Fahrradstadt Nummer eins bei uns zuhause. Die Gambla Stan ist schnell erreicht und schwups, stehen wir auch direkt vor dem Kunglia Slottet = königliches Schloss. Hier haben König Karl Gustav der dingsbumssovielte und Königin Silvia ihre Büros und es wird als Amtssitz und für Repräsentationszwecke genutzt. Die schwedische Königsfamilie residiert im Schloss Drottningholm, welches man von Stockholm aus per Schiff zur Besichtigung erreichen kann. Highlight ist die Wachablösung, die wochentags um 12.15 Uhr und sonntags 13.15 Uhr statt. Morgen möchten wir uns das Spektakel gerne ansehen. Als wir um das Schloss fahren, sehen wir mehrere Einheiten berittener Soldaten. Koooomisch.... irgendwas ist hier doch los? Es ist bereits kurz vor 14 Uhr, wir haben Mittwoch und die Wachablösung müsste doch schon längst vorbei sein? Viele Limousinen mit Chauffeur, elegant gekleidete Menschen und Hubschrauber kreisen über der mit Fähnchen geschmückten Stadt. Aaaaah, ich gebe das heutige Datum bei Tante Gockel ein und siehe da, heute ist Schwedens Nationalfeiertag. Glückwunsch Strohmis, mal wieder voll reingepoltert. Schade nur, das wir Kronprinzessin Victoria mit Prinz Daniel verpasst haben. Sie waren zum Empfang im Schloss und vermutlich ist es ihre Limousine mitsamt der Eskorte, die wir fortfahren sehen. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes Feiertagsstimmung in der ganzen Stadt spürbar. Überall wird bei bestem Wetter gelacht, gefeiert und getanzt und wir feiern gerne mit und kaufen sofort eine blaugelbe Landesfahne, die fortan lustig aus meinem Rucksack flattert.
In die Gamla Stan haben wir uns sofort verliebt, weil wir kein typisches Großstadtbild vorfinden. Stockholm hat unglaublich viel Flair und ist nicht mit eintönigen Betonfassaden und riesigen Einkaufszentren zugepflastert. Wir flanieren gerne durch die schönen Gassen und setzten uns anschließend in ein lustiges Restaurant um etwas zu essen. Sehr lecker.
Als nächstes wollen wir uns die einzelnen Stadtteile auf den umliegenden Inseln anschauen. Das macht man in Stockholm idealerweise mit den Hop-on-hop-off Booten. Wir kaufen ein 24 Stunden Ticket und steigen vor dem königlichen Palast in eine der Anlegestellen. Ab jetzt haben wir die Möglichkeit an jeder Anlegestelle auszusteigen und nach der Besichtigung in eines der nächsten Boote zuzusteigen und die Tour fortzusetzen. Das ist superpraktisch und macht bei dem Wetter einen Heidenspaß.
So, jetzt aber zurück zu den Hunden. Sie warten in unserem klimatisierten Grand Hotel auf die Nachmittagsrunde und natürlich auf ihr (Fr-)essen. Weil es uns hier so gut gefällt, planen wir auf jeden Fall einen zweitägigen Aufenthalt in Stockholm ein. Ich bin gespannt, wo wir den Abend verbringen werden, denn es wird kühl und es ist windig. Im Wohnmobil dagegen ist es schön warm. Nichts desto trotz machen wir uns nach 20 Uhr nochmals auf in die Stadt, schließlich wollen wir ganz hoch in den Norden. Frieren gilt also nicht ;-)! Wir besichtigen den Dom, die alte Börse und das Museum des Nobelpreisstifters Alfred Nobel am Stortorget (Marktplatz). Erstmals seit dem zweiten Weltkrieg wird es in diesem Jahr keinen Literaturnobelpreis geben. Mehrere Mitglieder des Komitees sind ausgeschieden, weil es wohl doch nicht so ehrwürdig ist. #metoo lässt grüßen. Stockholm bei Nacht können wir nicht anbieten. Es wird ja nicht mehr wirklich dunkel. Dafür haben wir die prächtigen Limousinen des offiziellen Anlasses zur Feierlichkeiten des Nationaltages erwischt. Vermutlich die Fahrzeuge der Diplomaten unterschiedlicher Länder.
Donnerstag, 7. Juni
Der Morgen wird vertrödelt und wir kommen erst um die Mittagszeit im Schlosshof an. Heute ist es wieder sehr warm und wir sind in kurzen Hosen und T-Shirt unterwegs. Eine halbe Stunde bis zur Wachablösung und bereits jetzt ist viel los, wie insgesamt in der Stadt. Die Atmosphäre am gestrigen Feiertag war viel schöner weil nicht so viele Reisebusse, kein Lieferverkehr und insgesamt weniger los war. Ein täglich wiederkehrendes Zeremoniell mit striktem Ablauf und schön anzusehen. Einmal reicht zwar, aber es lohnt sich wenn man es noch nie gesehen hat. Pünktlich um 12.15 Uhr geht es los und dauert eine gute halbe Stunde. Unser nächstes Ziel sind die Östermalmshallen, die Markthallen. Doch Pech gehabt, leider wegen Bauarbeiten geschlossen. Nachdem wir eine Kleinigkeit gegessen haben, radeln wir weiter in Richtung Vasa- und dem Nordiskmuseum. Beides beeindruckende Gebäude, deren Besuch absolut lohnenswert ist. Wir besuchen das kleine, beschauliche Aquarium und sehen zufällig die Fütterung der kleinen Haifische und der Rochen aus der Hand. Nach einem kleinen Imbiss in der Stadt gehts zurück an den Platz.
Den Nachmittag verbringen wir mit den Hunden am Platz und besprechen die weitere Route. Die Wetterprognosen für Nordschweden sind weiterhin gut und so kommen wir zum Schluß entlang des Bottnischen Meerbusens weiterzureisen. Wenn wir strickt auf unserer Route bleiben, wären wir in 1850km am Nordkap. Kein Grund zur Eile also. Aus diesem Grund definieren wir auch kein Ziel. Nur eins ist klar, nach Stockholm wollen wir wieder in die freie und weite Natur des Landes.
Freitag, 08. Juni
Eine Woche sind wir nun schon unterwegs und auch heute werden wir von der Sonne geweckt. Gegen halb vier war ich kurz wach, und im Wohnmobil war es bereits taghell weil wir nie alle Fenster verdunkeln. Den Hunden scheint das nichts auszumachen, denn sie regen sich nicht als ich früh aufstehe und aus dem Fenster schaue. Achim hat Glück. Ich lasse ihn weiterschlafen, da es auf dem Stadtcamping keine tolle Morgenstimmung einzufangen gibt. Sonst kann ich in dieser Hinsicht schonmal etwas lauter poltern. Wir haben immer noch keinen Regen und auch heute sieht es überhaupt nicht danach aus. Nach dem Frühstück touren wir weiter in Richtung Norden und wieder zeigt sich die weitläufige Waldlandschaft des Landes links und rechts der E4. Dieses Jahr gibt es laut Hörensagen besonders viele Mücken in den Seenregionen und wir entschließen uns vor allem auch wegen dem schönen Wetter bereits mittags anzuhalten und ans Meer zu fahren. Dort hat es erfahrungsgemäß keine bzw. weniger Viecher. Unser zweiter Schlenker führt uns daher in das malerische Fischerdorf Öregrund. Wir fahren heute nur 150 km weiter, denn wir wollen auch heute den schönen Tag nicht verfahren. Wir stellen uns auf einen Parkplatz direkt an der Felsküste und bemerken eine extra eingerichtete Parkzone für Wohnmobile. Die Parkgebühr kann man via App bezahlen. Vom Parkplatz aus laufen wir entlang eines schönen Fußweges in das beschauliche Fischerdorf. Es ist zwar klein, aber mit Infrastruktur ausgestattet. Es gibt einen kleinen Lebensmittelladen (ICA die man in jedem noch so kleinen Ort findet) und nette Cafés und Restaurants im Hafen. Eingekauft haben wir kurz vorher schon in einem sehr gut ausgestatteten COOP. Aber Hunger haben wir und so essen wir frisches Gösfilet (Zander) mit kleinen Kartöffelchen. Bis jetzt können wir in Schweden keine nennenswerten Preisunterschiede feststellen. Alkohol ist schon teurer als bei uns aber der Einkauf und die Restaurantbesuche nehmen sich preislich nichts im Vergleich mit zuhause. Nah der Schweizer Grenze sind wir natürlich auch nicht verwöhnt. Hunde sind in Skandinavien nicht in den Restaurants erlaubt und heute haben wir draußen auch keine freie Platzauswahl, sondern werden gebeten im hinteren Bereich der Terrasse Platz zu nehmen. Wir laufen noch einen schönen Rundweg entlang der Küste zurück an den Platz und verfaulenzen den Tag. Erstmals holen wir die Kindles um in der herrlichen Stille mit Meerblick zu lesen. In der Sonne hat es 30 Grad und die Luft ist wohltuend frisch und klar. Wir freuen uns jetzt schon auf den Sonnenuntergang. Er ist herrlich und der Himmel leuchtet kurz vor 23 Uhr in schönsten Rottönen. Eigentlich wollen wir ins Bett, aber wir sind ja wiedereinmal nicht müde. Und jetzt? Es ist Freitagnacht und wir entschließen uns kurzerhand unser Wohnmobil zum Dancefloor umzugestalten und tanzen bestimmt noch eine Stunde ausgelassen zu lauter Abbamusik, so aufgedreht sind wir. Super Trouper lights are gonna blind me lalalalalaaaaaaa. Bis morgen.