Mittwoch, 13.06.
auf gehts nach Finnland. Aber nicht wie geplant nach Rovaniemi, sondern zu unserem nächsten Spontanschlenker. Ich liege Achim schon die ganze Zeit in den Ohren, das ich uuuuunbedingt einen Elch sehen muß und nicht nur die Elchkacke. Er kanns wohl nicht mehr hören und sucht mir einen Park raus, vermutlich damit ich endlich Ruhe gebe. Unser nächstes Ziel ist also der Ranua Park, der nördlichste arktische Wildpark. Doch vorher fahren wir im schwedischen Kalix noch einen Coop an, um unsere Vorräte aufzufüllen. In Haparanda ist es dann soweit. Wir verlassen Schweden und fahren ohne Grenzkontrolle in Finnland ein.
Suomi wir kommen und freuen uns darauf!
Wieder ändert sich das Landschaftsbild. Die Wälder sind lichter und nicht mehr so hoch. Der Bewuchs des Bodens strahlt im satten Grün und Häuser sind nicht mehr ausschließlich Falunrot. Wir durchfahren erstmal Niemandsland bis wir Ranua erreichen. Dem Park ist auch ein Campingplatz angeschlossen. Deshalb machen es uns einfach und fahren steuern ihn an, da auch Achims Herz hüpft. Denn es gibt eine Sauna. Jetzt aber erstmal mit den Hunde eine schöne Waldrunde laufen bevor es in den Park geht. Sie dürfen verständlicherweise nicht mitgeführt werden. Der Eintritt kostet 17 Euro pro Person und es ist Null Komma nix los. Jetzt aber los und hier ist er:
Unser Besuch im Ranua Wildlife Park, dem nördlichsten Arktischen Zoo:
Über lange Bretterwege kommen wir zum ersten Gehege. Darin war nur ein einzelner Fischotter. Er tat uns leid denn er war ganz alleine und uns kommen die Zweifel, ob wir hier richtig sind. Als nächstes sehen wir riesige Gehege mit Eulen, die uns interessiert anblinzeln und ihren Kopf lustig bis in den Rücken drehen. Darunter auch schöne weiße Schneeulen und ich pule mir mit einem Stock eine Feder aus dem Gehege. Sie leben vor allem im Nordwestlichen Lappland und in der Tundra und ernähren sich von Lemmingen, Wühlmäusen, Hasen und Vögel.
Weiter gehts zum König der Lüfte, dem Stein-Adler. Einer davon verspeist gerade sein Mittagessen und im weiteren Verlauf lese ich auf den Tafeln, das der Zoo auch Adler aufnimmt die nicht mehr fliegen können. Wir sehen weitere Adler und ihre gewaltigen Reisignester. Sie kommen vordergründig in Nordfinnland vor und ernähren sich von Hasen, Waldvögel, Aas und jungen Rentierkälbchen. Die alten Adler sind Standvögel, die jungen ziehen im Winter in südlichere Gebiete. Unsere Spannbreite der Arme kommt dem echten Tier nicht annähernd bzw. nicht ganz so nah.
Niel Holgerson, fliegt mit den Gänsen davon. Da wir alleine sind, singe bei den Gänsen in den höchsten Tönen und Achim lacht sich schlapp. Der Zoo unterstützt ausserdem die Aktion Save the Arctic und wir machen wie geheißen ein Bild beim Eisbären auf der schmelzenden Scholle bevor es zu den lebenden Eis- und Braunbären geht.
Nun aber weitergehüpft zu den putzigen Rentieren, Hirschen und da ist er! Der König der Wälder, der Elch. Leider etwas faul, denn alle Tiere liegen und fressen genüßlich frisches Gras. Der Elch ist die größte Hirschart der Welt und bringt 800 kg auf die Waage. Bullen haben eine Schulterhöhe von 2,40 Metern und sind 3 Meter lang. Er kann bis zu 60 Stundenkilometer schnell rennen, taucht über eine Minute bis zu 7 Meter tief und kann Zäune von bis zu 2 Meter überspringen. Das Geweih haben nur die Bullen, wir sehen nur Kühe.
Nach dem Einkauf beim berühmten Outdoor Anbieter bin ich entsprechend gekleidet und es geht weiter zum Namensgeber Fjällräven, dem Polarfuchs. Ihn sehen wir auch, denn er läuft uns gerade vor die Linse. Viele Tiere sehen wir in den weitläufigen Gehegen leider nicht z.B. die Wölfe. Die Wildschweine sind riesig groß, größer als bei uns und haben Frischlinge. Wir sind nach ungefähr 2-3 Stunden mit dem Besuch durch und die anfängliche Skepsis ist verflogen. Ich habe noch nie so große Tiergehege gesehen wie hier. Sie sind natürlich immer noch zu klein für Wildtiere, vor allem für Vögel. Teilweise jedoch so groß, das sich die Tiere vor den Besuchern zurückziehen können ohne gesehen zu werden. Der Abstecher hat sich also gelohnt.
Wir gehen zurück zu den Hunden und trinken erstmal Kaffee. Danach gehen wir selbstverständlich getreu der blauweißen Flagge in die Sauna. Männer und Frauen sind getrennt und es ist textilfrei. Kurz nachdem ich sitze gesellt sich eine Finnin zu mir und fragt mich, ob sie aufgießen darf. Of course- und macht vor wie es geht. Sie schwenkt alle halbe Minute 2 Handkellen Wasser auf den heißen Ofen und zwar ganz locker aus dem Handgelenk heraus, von der anderen Ecke der Sauna . Ich schwitze super und verlasse eisern die Sauna erst als sie schon draußen ist. Bei Achim dauert es länger, er lag alleine und kam nicht so schnell ins schwitzen. Ich erkläre ihm fachmännisch wie es geht und wir machen einen zweiten und letzten Gang. Zurück im Wohnmobil bemerken wir auf unseren Handys eine falsche Uhrzeit. Huch, wir haben ja schon eine Stunde später aufgrund der Nordeuropäischen Zeitumstellung. Blos nicht, wann schlafen wir denn dann???? Wir haben einen super Auftakt in Finnland und morgen gehts dann wie geplant nach Rovaniemi. Gefahren sind wir heute 270 Kilometer.
Donnerstag, 14.Juni
Heute Morgen ist es bereits sehr warm als wir aufstehen. Kein Wunder, gestern Abend haben wir den richtigen Zeitpunkt verpasst um hineinzugehen und sind ausgekühlt ins Wohnmobil gehopst. Zum ersten Mal brauchen wir die Heizung und wir vergessen sie prompt über die Nacht auszumachen. Im Fahrzeug hat es moppelige 28 Grad. Eindeutig zuviel, also raus aus den Federn und wir frühstücken wieder draußen. Schön ist es hier. Gestern Abend haben ein paar Kinder bis um halb zwölf noch draußen spielen dürfen. Ich habe erst um diese Uhrzeit meine frisch gewaschene und getrocknete Wäsche versorgt. Heute geht es weiter gen Norden nach Rovaniemi, der ersten Tagesetappe von 80 Kilometer. An Rovaniemi kommt bestimmt kein Reisender vorbei. Wir natürlich auch nicht und so parkieren wir kurz vor der Mittagszeit auf dem riesigen Parkplatzareal vor dem Weihnachtsdorf und haben so gleich das erste Tages Highlight.
Ja ist denn schon Weihnachten?
In Rovaniemi befindet sich DER Santa-Park, das wohl teuerste Produkt des finnischen Tourismus. Nach einem Plan britischer Freizeitparkspeziallisten, wurde mit 120 Tonnen Sprengstoff in einem Berg Platz geschaffen für eine Art Weihnachtsdisneyland. In diesem Park kann man einfach alles buchen. Eine Husky Tour, Wanderungen, Nordlicht-Expeditionen und Schneemobiltouren. NEIN!!! Dahin wollen wir sicher NICHT! Wir wollen zu IHM, zu Santa persönlich. Auch in unserer Bildersammlung darf das berühmte Porträt mit dem Weihnachtsmann nicht fehlen und so machen wir uns auf zum Haus des Weihnachtsmanns. Es ist nichts los, da der Park sowieso erst Ende Juni seine Pforten öffnet. Nur Santa ist ganzjährig im Dienst. Er sitzt schon im Stuhl und wartet auf uns. Natürlich darf man nicht einfach selbst fotografieren, sondern man muß für 35!!!Euro einen USB Stick mit 3 Bildern kaufen. Die Bilder werden von den Kassiererinnen auf festinstallierten Kameras geschossen. Bevor wir sitzen sind wir schon im Gespräch mit dem großen dicken weißbärtigen Santa. Er sieht wirklich original so aus, wie man sich den Weihnachtsmann vorstellt. Er spricht sogar recht gut deutsch und will als erstes wissen, ob Freiburg in der Bundesliga spielt. Weiterhin interessiert ihn wohin wir fahren und wie lange wir unterwegs sind. Wir sind wie kleine Kinder, richtig aufgeregt und lustig plappernd. Als die Fotos gemacht sind kommen vier amerikanische Touristen und die Unterhaltung geht in Englisch weiter. Auch die Politik kommt ins Visier des Weihnachtsmanns. Klar, er muß sich ja um alles kümmern. Was die Amerikaner von Donald Trump halten und wie wir zu Angela Merkel stehen. Über das Trumpeltier sind sich alle einig und die Amerikaner hoffen auf keine zweite Amtszeit ihres Präsidenten. Angela Merkel genießt sowohl bei den Amerikanern, als auch bei Santa persönlich höchsten Respekt als starke Bundeskanzlerin die einen großartigen Job macht. Wir verabschieden uns herzlich und verlassen das Haus des Weihnachtsmannes. Denn jetzt wollen wir auch schon zum zweiten Tageshighlight weiterziehen. Fahren müssen wir nicht, sondern einfach ein paar Meter weiterlaufen.
Wir hüpfen über den nördlichen Polarkreis in die Arktis
Ein weiterer Meilenstein unserer Reise findet sich in Rovaniemi, denn hier überqueren wir den nördlichen Polarkreis. Ab jetzt sind wir in der Arktis und das bei angenehmen 19 Grad und Sonnenschein. Erneut werden wir zu Kindern und geben alles. Manche Kinder lachen sich schlapp als sie unser wildes Gehopse sehen. Aber DAS muss jetzt einfach sein und auch die Hunde wollen mit auf die Bilder ;-). Mittlerweile hat sich der Parkplatz auch gut gefüllt und Busse rollen an. Unvorstellbar was hier los sein wird, wenn der Park seine Pforten öffnet. Das ist also Rovaniemi, von dem wir soviel gehört und gelesen haben und an dem keiner vorbeikommt.
Wir auch nicht, denn man muß es einfach gesehen haben.
Kleines Anekdötchen am Rande:
als wir unsere Abba-Dance-Night auf dem Parkplatz in Öregrund feierten, standen wir neben einem deutschen Wohnmobil. Die Besitzer waren schon etwas älter und ohne Smartphone unterwegs. Sie baten um Hilfe bei der Bezahlung des Parkplatzes, da diese nur online möglich war. In Rovaniemi sehen wir sie wieder, denn sie waren ebenfalls am fotografieren. Als Herr Deutsch uns erkannte drehte er sich um. Scheinbar haben wir die nächtliche Ruhe doch ETWAS gestört. Frau Deutsch, mit dem Rücken zu uns, denn sie war am knipsen fragte völlig unverständlich warum er sich den wegdreht... die Antwort konnten wir nur erahnen. Sorry auf diesem Weg ;-)
Das erste Rentier hat Achim!!! auf dem Teller ;-)
Denn wie kleine Kinder nunmal so sind kommt irgendwann der große Hunger und so gehen wir ins Restaurant 3 Elves, wo gemütliches Kaminfeuer prasselt und alles weihnachtlich beleuchtet und geschmückt ist. Achim bestellt sich einen Rentierburger. Er sieht nicht nur super aus, sondern schmeckt richtig gut. Auch ich probiere ihn gerne, obwohl ich normalerweise kein Fleisch esse.
So, jetzt aber wieder raus aus dem Rummel und weiter geht es.
Wir wollen wieder in die Ruhe der Natur und so landen wir nach 120 Kilometern an einem Campingplatz am Fluss. Warum schon wieder ein Campingplatz? Natürlich wegen der Sauna. Wir können direkt am Fluss stehen, setzen uns in die herrliche Ruhe hinaus und lassen die Seele baumeln bevor wir schwitzen gehen. Das muß jetzt einfach sein, denn wir sind völlig geflashed von den vielen Eindrücken heute.
zuvor sehen wir wieder Rentiere, diesmal sogar lebendige.
Jetzt aber ab in das Saunahaus. Sie ist direkt an den Fluß gebaut und wir sind gespannt drauf, ob wir es schaffen reinzuhüpfen.
Freitag, 15.06.
Heute poofen wir so richtig lange aus. Kurz vor zehn werden wir wach und lassen uns ganz viel Zeit mit Frühstück, Wohnmobilputz und trödeln noch weiter vor uns her. Es ist bereits Mittag als wir weiterfahren. Eine große Tagesetappe haben wir heute sowieso nicht, da unser heutiges Übernachtungsziel in Saariselkä nur 140 Kilometer weiter nördlich ist. Auf der Fahrt dorthin kommen wir nach 110 Kilometern am Golddorf Tankavaara vorbei und wir beschließen anzuhalten um es zu besichtigen. Wir können auf dem Parkplatz direkt davor parken. Der Goldrausch begann mit der Entdeckung einer sehr ergiebigen Goldader im Jahre 1936 und auch heute kann man sein Glück an der Waschanlage versuchen. Neben originalen und nachgebauten Holzhäusern, kann man das Goldmuseum besichtigen und eine Rundfahrt auf der Schmalspurbahn machen. Wir kehren ein in das urgemütliche Gasthaus Wanka Waskoolimies = Alter Goldsucher und essen eine Rentiersuppe mit Salat. Den Kaffee trinken wir vor dem Kamin. Es ist heute bewölkt, mild und immer wieder sehr windig.
Auf den Spuren der Goldgräber in Tankavaara
Es ist nicht mehr weit nach Saariselä und wir fahren durch die kleine Stadt, vorbei am Büro unserer Husky-Farm.
Heute steht noch eine Mitternachtssonnen-Trecking-Tour im Urho Kekkonen National Park auf unserem Programm. Dieses 2500 Quadratkilometer Wildnisgebiet erstreckt sich bis an die russische Grenze und bietet genügend Platz für über 30 Bären, Vielfraße, Wölfe, Steinadler und 30.000 Rentiere. Da dieser Tripp erst um 21 Uhr beginnt, suchen wir uns auf einem Parkplatz unterhalb des Ortes direkt an den Loipenpisten ein Übernachtungsplätzchen auf einem Parkplatz. Die ersten Rentiere erwarten uns auch schon und lassen sich auch durch die Hunde nicht aus der Ruhe bringen, als wir uns auf aufmachen zum Spaziergang. Die Wege sind sehr breit und überall stehen Flutlichter für die Wintersaison, Grillhütten mit Trockenholz und übersichtliche Hinweistafeln. Der Weg führt an kleineren und größeren Bächlein vorbei und es geht in einer Runde wieder zurück zum Parkplatz. Den restlichen Nachmittag bleiben wir im Wohnmobil und warten gespannt auf heute Abend. Hoffentlich hält das Wetter.
Und wie das Wetter hält. Als wir um 21 Uhr vor dem Büro von Husky & Co stehen, hat der böige Wind die Wolken bereits weggeblasen und der Himmel ist wolkenlos. Vor dem Büro liegen bereits zwei wunderschöne Huskies und wedeln uns freundlich an. Im Büro treffen wir Mallu unsere Tourführerin für heute Nacht wir begrüßen uns sehr herzlich und nach dem wir die Tour bezahlt haben stellt sie uns die beiden Rüden vor. Die Tour ist nicht billig, sie allerdings ein Herzenswunsch und deshalb nenne ich hier weder den Preis, noch hinterfrage ich diesen. Eins ist sicher, für uns wird er jeden Cent wert sein!
Wir lernen Nanook kennen, ein erfahrener 4 jährirger Schlittenhund und Karma, den jährigen Wildfang. Karma hat sehr viel Temperament und ordentlich Zugkraft. Deshalb soll ihm in der übernächsten Saison als Leader, sozusagen als Teamführer des Schlittens, das Kommando über die anderen 5 Hunde auferlegt werden. Beste Vorraussetzungen bringt er dafür mit. Mallu bindet mir kurzerhand einen Bauchgürtel um und findet Karma und ich seien in ihren Augen ein gutes Team. Dann geht sie los.
Unsere Trekkingtour mit Nanook und Karma durch die Mitternachtssonne!
Karma gibt sofort Vollgas und ich muss mich von Anfang gegen seine Zugkraft stemmen. Meine beiden Golden merkt man nicht mal an der Leine und jetzt diese Knalltüte fast vier Stunden am Gürtel? Achim fragt mich ob er ihn führen soll, denn Nanook ist neben ihm wie ein Schäfchen. Nein, ich will ihn behalten. Wir werden im Nationalpark auf eine fast 500 Meter hohe Anhöhe wandern und dort einen 360 Grad Panoramarundblick haben. Die Steigungen sind für mich kein Problem, dank Karma fliege ich die Anhöhen förmlich hinauf. Natürlich will ich alles über die Huskies und die Farm wissen. Die Farm selbst können wir nicht besichtigen, denn im Sommer haben die Hunde ihre wohlverdiente Sommerpause. Es leben dort insgesamt 250 Huskies und Mallu kennt all ihre Namen und jedes Tier. Privat hat sie selber auch 14 Huskies, die sie auch ab und zu mit zu den Touren nimmt und am Schlitten einsetzt. Im Sommer bekommen die Hunde Trockenfutter und in der Wintersaison vor den Touren eine kleine Ration davor gefüttert. Nach den Touren dann frisches Fleisch und Lachs, um die Energiereserven wieder aufzufüllen. Denn gefahren wird bei jedem Wetter, auch wenn die Temperaturen auf Minus 40 Grad sinken. Die Farm züchtet ihren Nachwus selbst heran und verkauft keine Tiere. Die Wanderung ist sehr kurzweilig und immer wieder erklärt Mallu die Vegetation und zeigt uns die heranwachsenden Beeren, oder die Nadeln an Bäumen welche man zum Tee machen verwenden kann. Sämtliches fließendes Gewässer kann man unbedenklich trinken. Mittlerweile hat sich sogar der Wind beruhigt und wir erklimmen stetig den Berg.
Weite Teile des Parks sind für mehrtägige Trekkingtouren ausgerichtet, da sich überall Übernachtungsgelegenheiten und Schutzhütten befinden. Die Wege sind problemlos zu gehen und gut beschildert. Als wir oben ankommen wittern die Hunde eine Rentierherde von bestimmt 20 Tieren und da sie anfangen zu bellen, sucht die Herde leider das Weite. Die Huskies würden wenn sie könnten die Tiere aus reiner Neugierde zwar jagen, aber nicht reißen erklärt uns Mallu. Hier oben haben einen sensationellen Rundblick und wir schauen uns ehrfürchtig in der Stille der Natur um. Die Dimensionen und die Weite des Waldes sind sichtbar, denn es sind überall Bäume soweit das Auge reicht. Nach einer Fotorunde machen wir uns an den Abstieg. Nun muss ich aufpassen, das jeder Schritt sitzt, denn Karma gibt nach der Pause sofort wieder Vollgas. Morgen werde ich ordentlichen Muskelkater haben. Für den Huskielehrling ist die Wanderung auch eine Trainingslektion, denn er lernt auf das Wortkommando die Richtung. Gut macht er das und meistens klappt das auch. Nur ab und zu schaut er fragend zurück. Fast etwas wehmütig erreichen wir kurz vor Mitternacht wieder das Büro und verabschieden uns von den Hunden und Mallu. Die Tour war toll und wir würden es jederzeit wiedermachen. Am liebsten natürlich im Winter. Übrigens das letzte Bild ist um Mitternacht entstanden. Kein Wunder also, das man hier nicht ins Bett kommt.
Samstag, 16.06.
wir wachen erst um 10 Uhr auf fast gleichzeitig kommen zwei Mädels mit großem Rucksack, Isomatten und Schlafsäcken zurück zu ihrem Auto zurück. Sie haben ebenfalls gestern Abend ihre Tour gestartet und im Park übernachtet. Auch heute haben wir es nicht eilig. Wir wollen 230 Kilometer Tagesetappe vor uns und es geht zum Inarisee. An Finnlands größtem Binnensee wollen wir in Inari das Samenmuseum besichtigen, um etwas mehr über die Ureinwohner Lapplands zu erfahren. Wir fahren die 70 Kilometer durch Wälder und immer kärger werdende Landschaft. Im Nebel bestimmt eine großartig Gruselfilmkulisse mit Sümpfen und Moorgebieten. Das Samenmuseum ist sehr interessant und besteht einem Innenbereich, einem Kinosaal- hier schauen wir einen Film über die Nordlichter und einem Freilichtmuseum. Wir bezahlen die 10 Euro pro Person Eintritt an der Kasse und schauen uns um. Wir erfahren, wie sich die Tiere im Winter vor der Kälte und im Sommer vor den Insekten schützen. Beeren und Pilze sind ein großer Nahrungsbestandteil sowohl für die Tiere, als auch für die Samen. Die Samen leben unter anderem auch von der Rentierzucht. Die Herden sind im Familienbesitz und somit die Größe vorbestimmt, da sie weitervererbt werden. Sämtliche Nahrungsquellen der Samen kommen aus der Natur und werden mit salzen, trocknen, räuchern und säuern konserviert. Bei den Samen waren die Zubereitungsmöglichkeiten ihres Essens wegen der gegeben Umständen beschränkt. Trotzdem haben es ihre Gerichte auf die Speisekarte von Feinschmeckerlokalen Geschäft. Ich finde das hochspannend. Wenn man auf den Bildern sieht, welchen Temperaturen und Schneemassen die Menschen in ihren bescheidenen Unterkünften ausgesetzt waren, ist das sehr eindrücklich. Im Freilichtmuseum sehen wir weiter ein Originaldorf, welches noch original so erhalten ist. Es umfasst die Hütten und Zelte der Familien, die Häuser am Wasser zum kühlen der frisch gefangenen Fische und trocknen der Netze. Auch eine Hütte in dem ein Richter seine Urteile fällte. Diese sind in die Holzwände eingeritzt. Auch der Museumsshop ist nett gemacht. Von Kleidung bis Schmuck ist alles da. Warme Mützen, Handschuhe, Jacken und die lustigen Schuhe mit dem nach oben verlaufenden Spitz. so, jetzt gehts weiter.
Es geht weitere 100 Kilometer bis an die Finnisch-Norwegische Grenze in Karigasniemi. Erstmals sehen wir auf einem Schild unser nördlichstes Ziel. Im Vorfeld verzollen wir per App unsere Alkoholvorräte, kaufen nochmals ein und tanken. Hoffentlich haben wir jetzt alles richtig gemacht um nach Norwegen einzureisen. Ich habe die Impfpässe der Hunde griffbereit und instruiere Achim die rote Spur zu nehmen, da wir die Hunde am Zoll vorzustellen. Wir sehen ein kleines, leeres fast schon verwaist wirkendes Häuschen. Hä? Das war der Zoll? Ja er war es, denn kurz nach der Brücke über den Fluß sehen wir das Norwegenschild. Keine Kontrolle, kein Tamtam, kein garnichts und wir sind in Norwegen. Wir fahren noch etwa 70 Kilometer, dann halten wir an einem Camping. So wirklich viel haben wir noch nicht gesehen, aber in weiter Entfernung sehen wir über das flache Land bereits die hohen Berge, hinter der sich die Fjorde Nordnorwegens erstrecken. Für heute genug, denn jetzt geht es erstmal in die heiße Holzsauna am Fluss.